Lockheed F-104G Starfighter
Die Lockheed F-104G Starfighter war das wichtigste Flugzeug der Bundeswehr in den 1960er- und 1970er-Jahren. Bereits Ende der 1950er-Jahre wurde in der Bundeswehr nach einem Flugzeug zur Ablösung der 1. Generation der Strahlflugzeuge (F-84 und F-86 sowie der SeaHawk) gesucht, welches als Jäger, Aufklärer und Jagdbomber mit doppelter Schallgeschwindigkeit bei Allwetterfähigkeit konventionelle und nukleare Bewaffnung tragen konnte. In die engere Wahl kamen neben der Lockheed F-104 auch die Grumman F-11F-1F „Super Tiger“ und die Mirage III A. Im Rahmen eines Vergleichsfliegens wurde 1958 die Entscheidung für den Starfighter getroffen. Für die F-104 sprachen vor allem die hohe Leistungsfähigkeit im Bereich Geschwindigkeit, Höhe und Steigzeit. Eine XF-104A erreichte als erstes Flugzeug überhaupt am 27.04.1955 Mach 2 im Horizontalflug. Am 16.05.1958 erreichte eine F-104A mit 2259 km/h den Geschwindigkeitsweltrekord *) über 15/25 km Basis. Eine F-104C erreichte am 14.12.1959 mit 31.515 m einen Höhenweltrekord und eine F-104A stellte vom 13. bis 15. 12.1958 mehrere Steigzeitweltrekorde auf, u. a. auf 3000 m Höhe (41,85 s) und auf 25000 m Höhe (3min 50,44s).
Gleichzeitig mit der Entscheidung wurde die Umkonstruktion zum Allwetterjäger mit umfangreicher Waffen- und Elektronikausrüstung, d. h. zur F-104G, in Auftrag gegeben.
Insgesamt 916 Starfighter, die meisten als F-104G bzw. TF-104G, wurden für die Bundeswehr von Lockheed und europäischen Lizenznehmern gefertigt.
Die F-104 flog von Juli 1960 bis Mai 1991 in der Bundeswehr und erreichte insgesamt ca. 1,95 Millionen Flugstunden. Die durchschnittliche Flugzeit einer F-104 betrug 2157 h. Unrühmlich bekannt wurde das Flugzeug durch eine Vielzahl von Abstürzen, insgesamt 292, die 116 Piloten das Leben kosteten. Damit kamen auf ca. 6630 Flugstunden ein Verlust.
Eine Maßnahme zur Erhöhung der Flugsicherheit war die Umrüstung des Katapultsitzes vom Typ Lockheed C-2 auf den wesentlich moderneren Martin-Backer GQ-7, der den Piloten wesentlich bessere Überlebenschancen bot.
Mit der im Sommer 2006 in den Bestand des Museums übernommenen F-104G (eine Leihgabe des Museums der Bundesluftwaffe in Berlin-Gatow) ist es jetzt möglich, den direkten Gegenspieler der MiG-21 zu präsentieren. Dieses Flugzeug ist für einen ähnlichen Höhen- und Geschwindigkeitsbereich wie die MiG-21 ausgelegt und entstand etwa zur gleichen Zeit. Vom Aufgabenprofil her jedoch war sie stärker auf die Jagdbomberrolle ausgelegt. Sie war es also, die die MiG-21-Jäger – im zum Glück nicht eingetretenen Falle – hätten bekämpfen müssen.
Spannweite | 6,68 m |
Länge | 16,69 m |
Höhe | 4,09 m |
Flügelfläche | 18,22 m² |
Leermasse | 6387 kg |
Max. Startmasse | 13.054 kg |
Triebwerk | GE J79-GE-11A |
Schub | 4536 kp ohne NB 7167 kp mit NB |
Höchstgeschwindigkeit in 11000 m Höhe ohne Außenlasten mit TIP-Tanks | Mach 2,1 Mach 1,8 |
Max. Reisegeschwindigkeit Ökon. Reisegeschwindigkeit | Mach 0,95 Mach 0,85 |
Dienstgipfelhöhe | 18.300 m |
Überführungsreichweite Aktionsradius max. Kraftstoff | 3510 km 1200 km |
Startrollstrecke Startgeschwindigkeit | 902 m 350 km/h |
Landerollstrecke Landegeschwindigkeit | 695 m 295 km/h |
*) Anmerkung zum Geschwindigkeitsweltrekord:
In den Listen der FAI sind für das Jahr 1958 keine Geschwindigkeitsrekorde der
F-104A verzeichnet, für 1959 aber 2388 km/h Testpilot G. Mossolow mit einer E-66).
Mir liegt eine gedruckte Rekordliste aus dem Flieger-Jahrbuch 1975 S. 159 vor, nach der am 16.05.1958 eine F-104A mit dem Pilot Capt. Walter W. Irvin 2259,538 km/h erreichte. Dies entspricht auch der Firmenhistorie von Lockheed http://www.lockheedmartin.com, wenn die dort angegebenen 1404,09 mph mit Statute miles (1609 m) in km/h umgerechnet werden. Die 2259 km/h werden auch an anderen Stellen im Web als Rekord geführt, z. B. in Norwegen (http://starfighter.no/web/hist-en1.html).
Bewaffnung
- Kanone M-61 Vulkan, 6-läufig, Kal. 20 mm
- Raketen AIM 9 Sidewinder
- Max. Zuladung 2180 kg
Die F-104G 26+51 Zelle-Nr. 7311
wurde 1971 bei MBB gebaut und gehört damit zu dem Los der 50 F-104, dass in den Jahren 1970 -72 als Nachbau für die bis dahin abgestürzten F-104G aufgelegt wurde.
Erstflug war am 18.05.1971 in Manching. Sie wurde im September 1971 als Jagdbomber an das JaboG 33 in Büchel ausgeliefert und 1986 an das JaboG 34 Memmingen übergeben. Nach 2797 Flugstunden gelangte es am 04.11.1988 zum LuSchleuse 1. Die Einsatzzeit des Flugzeuges endete am 12.10.1992 im LVR1 (Luftwaffenversorgungsregiment 1) in Erding. Später kam es zum Luftwaffenmuseum nach Uetersen und mit Umzug des Museums nach Berlin-Gatow.
Seit 2006 in Rothenburg als Leihgabe des Luftwaffenmuseums Berlin-Gatow