20 Jahre Luftfahrttechnischer Museumsverein Rothenburg e.V.
Aus der Geschichte des Vereins
Im Jahr 2012 kann der Luftfahrttechnische Museumsverein Rothenburg auf eine 20-jährige Geschichte zurückblicken. Im Frühjahr 1992 haben sich einige wenige luftfahrttechnisch Begeisterte zu einem ersten Treffen gefunden und über die Gründung eines Vereins diskutiert, welcher Zeugnisse der Luftfahrt in Rothenburg und Luftfahrt im Allgemeinen bewahren und auch zukünftigen Generationen technische und naturwissenschaftliche Kenntnisse rund um die Luftfahrt anschaulich präsentieren wollte. Im November 1992 fand die Gründungsphase mit dem Beschluss der Satzung seinen Abschluss. Neben den damals nicht gerade angesagten alten MiG-21 des ehemaligen Rothenburger Fliegerausbildungsgeschwaders konnte dabei durchaus auch auf einen besonderen Schatz verwiesen werden. Abgeschottet von der Öffentlichkeit lagerte seit den 60er-Jahren in Rothenburg der Rohbaurumpf mit der Seriennummer „011“ des ersten deutschen Strahlverkehrsflugzeugs, der „152“ aus den Flugzeugwerken Dresden. Ihn zu bewahren war einer der Beweggründe der Initiatoren des Vereins.
Eine der ersten Aktivitäten des Vereins war daher im Januar 1993 die Umlagerung des Rumpfes von seinem zwischenzeitlich völlig zugewachsenen, unzugänglichen Platz im Nordraum in einen öffentlich zugänglichen Bereich nahe des heutigen Terminals des Flugplatzes. Der Rumpf selbst wurde 1993 vom Sächsischen Wissenschaftsministerium zum technischen Denkmal erklärt und dem Verkehrsmuseum Dresden übereignet. Er sollte jedoch mindestens 2 Jahre dem Verein als Ausstellungsobjekt dienen. Im Jahr 1995 wurde der Rumpf dann vom Verkehrsmuseum in die ELBE-Flugzeugwerke verbracht, wo ihn im Rahmen einer ABM ehemalige Flugzeugbauer in einen ausstellungswürdigen Zustand versetzten. Heute befindet er sich in einem Seitenflügel des Dresdener Flughafenterminals, quasi unmittelbar an seiner Geburtsstätte. Der Luftfahrttechnische Museumsverein kann in seiner Ausstellung auf zwei kleine Originalteile der „152“ und das Flugbuch eines Piloten mit Typenzulassung „152“ verweisen.
Die Gründung des Vereins erfolgte mit dem Ziel, auf dem Gelände des Rothenburger Flugplatzes ein luftfahrttechnisches Museum zu etablieren und interessante Objekte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es dauerte aber Jahre, bis aus dem einfachen Abstellen von Flugzeugen tatsächlich ein kleines, kompaktes aber interessantes Museum entstand.
Seit 1996 kann der Verein über das noch heute genutzte Areal verfügen, ursprünglich eine Betonfläche des KFZ-Parks mit einer kleinen Wartungshalle von 96 m² Nutzfläche. Im Rahmen einer ersten ABM-Maßnahme 1999 konnte das Gelände eingezäunt werden. Im Jahr 2000 wurde ebenfalls mit Hilfe einer ABM-Maßnahme unsere L-29 „ 339“ restauriert, was im Februar 2001 der MDR mit einem Beitrag im Sachsenspiegel würdigte und so das Museum in Sachsen bekannt machte.
In den 1990er-Jahren waren die Geschicke des Vereins eng mit der damals in Rothenburg aktiven Fa. „Aerotec“ verknüpft, welche einen Teil der Flugzeuge der ehemaligen NVA demilitarisierte und einer Verwertung – auch zu musealen Zwecken – zuführte.
Dadurch konnten aber auch eine Reihe von Flugzeugen, welche ursprünglich nicht in Rothenburg stationiert waren, für das heutige luftfahrttechnische Museum gesichert werden. Dies gilt insbesondere für die umfangreiche Sammlung von fast allen Varianten der MiG-21, welche in der NVA zum Einsatz kamen. Nur wenige Exponate aus NVA-Beständen konnte der Verein direkt von der Bundeswehr erwerben, hierzu zählte z. B. die L-29 „339“. Es gelang jedoch, einiges aus dem Schrott zu bergen, so zum Beispiel Schnittmodelle aus der früheren Ausbildungsbasis. Ab 2004 konnte der Verein eine Reihe von Objekten als Leihgabe aus Beständen des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr für unser Museum übernehmen. Hier sind neben historischen NVA-Flugzeugen der Typen MiG-17 und MiG-19 besonders die „Gegenspieler“ aus der Geschichte der Bundeswehr wie F-104 Starfighter, F-86 „Sabre“, Fiat G.91 „Gina“ und die OV-10 „Bronco“ zu nennen.
Neu seit 2011 in der Ausstellung sind ein tschechisches Regionalverkehrsflugzeug vom Typ L-410, leider ohne Triebwerke, und eine spanische Casa C-127, welche noch für die Ausstellung aufgearbeitet wird. Aber auch eine umfangreiche Sammlung von Triebwerken der 1950er- bis 1970er-Jahre konnte für unser Museum gesichert werden. Weitere Exponate sind Leihgaben von privater Hand und von anderen Museen. Der Flugplatz Rothenburg hat uns vor allem aus dem Bereich der Sicherstellungstechnik Exponate zur Verfügung gestellt.
Die größer werdende Sammlung erforderte mehr Platz, sodass der Verein als Bauherr tätig wurde. Zwischenzeitlich verfügt das Museum über 340 m² Ausstellungsfläche in zwei Gebäuden sowie ca. 6000 m² Freifläche. Dort werden 22 Flugzeuge und Hubschrauber, aber auch mehrere Fahrzeuge und diverses Bodengerät präsentiert. In den letzten Jahren hat der Verein viel Energie in eine systematische Gestaltung und in fachliche Erläuterungen zu den Exponaten gesteckt. Dazu zählt besonders die Darstellung der Entwicklung der Luftfahrtantriebe in unserer Triebwerkshalle, aber auch die Geschichte der Rettungsgeräte im Ausstellungspavillon. Hier befinden sich auch viele ander interessante Objekte besonders aus dem Bereich der Avionik.
Neben dem Engagement der Vereinsmitglieder, derzeit ca. 30, von denen aber nur ein Teil vor Ort aktiv tätig ist, waren für uns in den Jahren seit 2005 unsere Kräfte aus den 1-Euro-Maßnahmen eine wichtige Hilfe. Sie haben ihre Aufgaben mit Engagement gut und gern erledigt, da sie ihre Erfahrungen einbringen konnten und über die Resonanz der Besucher Anerkennung gefunden haben.
Zu den besonderen Merkmalen unseres Museums gehört es, dass die Besucher individuell betreut werden und auch außerhalb offizieller Führungen fachliche und geschichtliche Aspekte erläutert werden. An vielen Stellen gilt „anfassen erlaubt“ und jeder der es möchte, hat die Möglichkeit einmal in einer MiG-21 zu sitzen und sich als Pilot zu fühlen. Insgesamt hat das Museum in den letzten 11 Jahren fast 45.000 Besucher begrüßen können. Die Palette reicht von ehemaligen Angehörigen des Geschwaders, über Touristen, besonders als Radfahrer auf dem Oder-Neiße-Radweg bis zu den internationalen Luftfahrtfreaks. Viele Besucher kommen auch aus der Region. Der Verein freut sich über die überwiegend positive Resonanz.