Geschichte der Rothenburger „152“

Flugzeug 152/I V1 mit Tandemfahrwerk

Im Rahmen der Entwicklung der 152, dem ersten deutschen Passagierflugzeug mit Strahlantrieb, sind insgesamt 13 Rümpfe für die Erprobung und den Anlauf der Serienfertigung (Nullserie) gebaut worden. Zwei Flugzeuge des Typs 152 haben Testflüge absolviert. Erstflug des ersten Prototyps 152/I V1 am 04.12.1958; Absturz am 04. März 1959 bei seinem 2. Flug. Die V4 als Prototyp der 152/II – eine weiterentwickelte Version u. a. mit Dreipunktfahrwerk und Triebwerken Pirna 014 – flog am am 26.08.1960. Ebenfalls fertiggestellt wurde die 152/II V5, welche Bodenerprobungen absolvierte.

Nach dem Abbruch der Entwicklung des Flugzeuges im Februar 1961 wurde ein Teil der bereits gefertigten Rohbaurümpfe auf Flugplätze der NVA verteilt, wo sie dem fliegenden und technischen Personal als Aufenthaltsräume dienten. Ein Rumpf ist direkt nach Rothenburg gekommen, ein weitere ging zuerst nach Bautzen und später (Zeitpunkt ?) nach Rothenburg.

Mit dem Aufstellen von Baracken für das technische Personal wurden diese nicht mehr benötigt. Ein Rumpf ist im Norden des Flugplatzes in einem Kiesloch vergraben und zermalmt worden. Ein unerwünschter Nebeneffekt durch diese „Entsorgung“ war die Tatsache, dass seit dem der Kompensierpunkt für die magnetische Kompassanlage im Nordraum des Flugplatzes nicht mehr nutzbar war. Das Kompensieren konnte nur noch im Südraum des Platzes erfolgen.

Der zweite Rumpf wurde bis Mitte der 1980er-Jahre von der KRS (Kontroll- und Reparaturstaffel – für die periodische Wartung der Flugzeuge im Geschwader zuständig) als Handlager der mechanischen Werkstatt genutzt. Unmittelbar an der Ringrollbahn liegend und von der Objektstraße aus gut sichtbar, war er für viele junge Soldaten, Unteroffiziere und Flugschüler, die im Geschwader dienten, die erste Begegnung mit der untergegangenen und dann totgeschwiegenen Geschichte des DDR-Flugzeugbaus überhaupt. Ab 1984, nach dem die KRS ihr neues Domizil südlich der Vorstartlinie bezogen hatte, wurde der Rumpf nicht mehr gebraucht. Der Zustand des Rumpfes verschlechterte sich immer mehr und es wurde mehrmals die Weisung erteilt, ihn zu verschrotten.

So lag der Rumpf der „152“ fast 30 Jahre in Rothenburg – Bilder von 1990

Zuletzt erging diese Weisung nochmals nach der Wende von Verantwortlichen der Bundeswehr. Es ist den Angehörigen des ITP (Ingenieurtechnischen Personals) insbesondere der mechanischen Werkstatt zu danken, dass diese Weisung mit vielen findigen Begründungen wie „es ist kein Schweißgas verfügbar“ oder „die Waldbrandgefahr ist zu hoch“ nicht in die Tat umgesetzt wurde. Im weiteren Verlauf hat sich ursprünglich das Museum für Verkehr und Technik in Berlin für den Rumpf interessiert. Doch es gelang, auch unter Mitwirkung von Vereinsmitgliedern, das Verkehrsmuseum Dresden für das Exponat zu interessieren.

So wurde der Rumpf von der Bundeswehr im Januar 1993 an das Verkehrsmuseum Dresden übereignet. Bereits 1992 war er auf Veranlassung des Verkehrsmuseums als technisches Denkmal eingestuft worden. Ursprünglich war angedacht, den Rumpf in Rothenburg zu belassen und ihn zum Kern eines Rothenburger Luftfahrtmuseums auszubauen. Dazu wurde der Rumpf im Januar 1993 von seinem abgelegenen Lagerplatz zum Zentrum des Flugplatzes in unmittelbare Nähe der Fa. Aerotec Rothenburg und der Flugleitung transportiert. Die Fa. Aerotec übernahm auch erste Instandhaltungsarbeiten besonders an der stark verschlissenen Unterseite des Rumpfes und stellte die Begehbarkeit als Ausstellungsobjekt her.

Der Rumpf in der Nähe der neuen KRS als Grundstock des Museums

Doch die in Rothenburg fehlenden Kapazitäten für größere Reparaturarbeiten sowie die Lagerung unter freiem Himmel ließen die Instandhaltung, welche für eine langfristige Erhaltung des Denkmals notwendig waren, nicht zu.

Zwischenzeitlich signalisierten auch die Elbeflugzeugwerke Dresden (Nachfolger der VEB Flugzeugwerke Dresden) ihre Bereitschaft, sich aktiv in die Erhaltung des letzten Rumpfes ihres berühmten Kindes einzubringen. So soll die äußerliche Instandsetzung durch einen Hallenplatz in Dresden und auch durch Unterstützung in fachlichen Fragen begleitet werden. Aus diesem Grunde hing der Rumpf im August 1995 erneut am Kranhaken um Rothenburg nun für immer zu verlassen und an seinen Geburtsort Dresden zurück zu kehren.

Dieser Abschied hinterließ bei den Rothenburger Luftfahrtenthusiasten einerseits ein Gefühl der Trauer, ein Stück Tradition und ein zugkräftiges Exponat verloren zu haben, aber auch den Stolz mit ihrem Wirken ein bedeutendes Stück deutscher Technikgeschichte über 35 Jahre der Nachwelt erhalten zu haben.

Im Jahre 2001 geht die Rekonstruktion des Rumpfes in seine Endphase. Unter der Leitung des Verkehrsmuseums, besonders Herrn Dr. Werner (Kustos für Luftfahrt), und mit tatkräftiger Unterstützung der Elbeflugzeugwerke sowie des engagierten Wirkens Dresdener Flugzeugbauer, die die Rekonstruktion im Rahmen einer ABM durchführten, steht der Rumpf kurz vor seiner Vollendung.

Fotos auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von Andreas Beutlich ,
letztes Foto: Frank Manke im März 2000.

 

 

<    So sah die Gedenkecke für die 152 im neuen Dresdener Terminal Anfang August 2001 aus.