Das Jagdflugzeug Mikojan / Gurewitsch MiG-21F-13

(Erzeugnis 74, E6T) Natocode FISHBED C

Die MiG-21F-13 war die erste Version der MiG-21, welche die NVA vom April 1962 bis 1964 in Dienst stellte. Da ihr ein Suchradar fehlte, konnte sie nur im Zusammenwirken mit einer Bodenleitstelle sowie außerhalb der Wolken handeln. Die Leitstelle führte das Flugzeug in eine Position, von der eine visuelle Erkennung möglich war. Die Bekämpfung des Ziels erfolgte dann mit der in der rechten Rumpfseite eingebauten 30-mm-Bordkanone NR-30 oder mit Hilfe der Infrarotzielsuchraketen R3S bzw. den ungelenkten Raketen S-5.

Äußere Merkmale der MiG-21F-13 sind das unter dem Eingangsteil befestigte Staurohr, das kleine Lufteingangsteil welches unter dem Konus einen Funkentfernungsmesser SRD-5MK „Kwant“ verbarg und nur in 3 Stufen die Luftzufuhr des Eingangsteils regelte sowie die unmittelbar rechts hinter der Kabine befindliche schwertförmige Antenne. Alle F-13 wurden original ohne Tarnfarben, d. h. aluminiumfarben ausgeliefert. Ab Ende der 1970er-Jahre wurden sie mit dem Tarnanstrich aus Chlor-Buna-Farben versehen. Zwischendurch erhielten die F-13 einen Anstrich aus PUR-Klarlack (Polyurethan).

Gemeinsam mit ihrem Nachfolger, der MiG-21PF / PFM, ist der F-13 das „kleine“ Heck mit dem links unter dem Schubrohr befindlichen Bremsschirm („Kastenschirm“) sowie das einteilige, nach vorn öffnende Kabinendach und die Ausrüstung mit dem Sitz „SK“.

Als Triebwerk diente der MiG-21F-13 ein Tumanski R-11 F-300 (Erzeugnis 37F) mit einem günstigen Schub-Masse-Verhältnis aber einem hohen Kerosinverbrauch (0,96-2,29 kg/kph). Eine Besonderheit war der separate Anlasskraftstoff – zuerst Flugbenzin später normales Kerosin – aus einen 5-l-Anlasskraftstoffbehälter.

Im Verlauf der Nutzung traten bei den Triebwerken erhebliche Probleme mit Überhitzungen auf, was mehrere Havarien zur Folge hatte. Im Jahr 1974 musste an allen Einsatztriebwerken eine Neuvermessung der Antriebswellen an der KS-Pumpe durchgeführt werden, was einerseits einen immensen Aufwand des ITP’s bedeutete, da alle Triebwerke ausgebaut werden mussten, und andererseits die Einsatzbereitschaft beeinträchtigte.

Insgesamt hatte die NVA 76 MiG-21F-13 im Bestand, welche in den Geschwadern JG-8 Standort Marxwalde (jetzt Neuhardenberg, Land Brandenburg), JG-9 Peenemünde (Land Mecklenburg -Vorpommern) und JG-3 – Standort Preschen (Land Brandenburg) zum Einsatz kamen. Nach der Ablösung in der Rolle als Jagdflugzeug wurde die MiG-21F-13 noch in der Aufklärungsstaffel AFS-31 später TAFS-47, ebenfalls am Standort Preschen, sowie an der Offiziershochschule im JAG-15 in Rothenburg eingesetzt.

Für den Einsatz als Aufklärer sprach neben der Wendigkeit und Schnelligkeit der F-13 die Tatsache, dass ab Werk jede fünfte Maschine für den Einsatz einer Kamera vorbereitet war. Zum Einsatz kamen Luftbildkameras des Typs AFA-39, welche an Stelle des rechten Landescheinwerfers in der Tragfläche montiert wurden. In der AFS-31/TAFS-47 standen die MiG-21F-13 bis zum Oktober 1985 im Dienst.

Am Standort Rothenburg kamen die MiG-21F-13 ab 1964 zum Einsatz. Auf ihnen wurde u. a. der direkte Umstieg vom Strahltrainer L-29 auf das 2-Mach-Jagdflugzeug MiG-21 erprobt und dann als Standardvariante der Ausbildung von Piloten im Warschauer Vertrag eingeführt. Die MiG-21F-13 standen bis 1978 in Rothenburg im Einsatz. Eine F-13, die „701“, wurde als Traditionsmaschine aufbewahrt. Mitte der 1980er-Jahre als ein Denkmal vor dem neuen Stabsgebäude errichtet wurde, erhob sie sich auf einem stählernen Abgasstrahl ruhend nochmals in die Lüfte. Leider ging die „701“ bei der Demontage des Denkmals Anfang der 1990er-Jahre zu Bruch und musste verschrottet werden.

< Kamera AFA-39

Spannweite7,15 m
Länge13,46 m ohne
15,76 m mit Staurohr
Höhe4,10 m
Flügelfläche23,00 m²
Leermasse4871 kg
Max. Startmasse8386 kg
TriebwerkTumanski R-11 F-300
(Erzeugnis 37F)
Schub38,25 kN ohne
53,40 kN mit NB
Höchstgeschwindigkeit
in 12500 m Höhe
In Seehöhe

2125 km/h
1100 km/h
Marschgeschwindigkeit1100 km/h
Dienstgipfelhöhe19.000 m
Überführungsreichweite
Aktionsradius
1580 km
600 km
Startrollstrecke normal mit NB800 m
Landerollstrecke mit Bremsschirm1100 m

Bewaffnung:

Kanone NR-30 mit 60 Granaten,
2 infrarotgelenkte Raketen R3S
oder 2 Behälter UB16 mit je 16 ungelenkten Raketen S5 oder 1000 kg Bomben.

 

Die MiG-21F-13 Takt.-Nr. 623 (Zelle-Nr.: 74 1916) wurde am 01. August 1962 in die NVA übernommen und im JG-8 in Dienst gestellt. Ab Januar 1964 gehörte sie zum JG-3. Im Jahre 1976 wurde sie zu der am gleichen Standort stationierten Aufklärungsstaffel AFS-31, später TAFS-47 übergeben. In den Jahren 1966, 1970 und 1978 wurden an der 74 / 623 die notwendigen Mittleren bzw. Hauptinstandsetzungen in der Flugzeugwerft Dresden durchgeführt.

Am 23.10.1985 wurde die 623 offiziell ausgemustert und im Freibad der Stadt Forst (nahe Preschen) aufgestellt. Nach 1990 wurden sie an den Standort Rothenburg zur endgültigen Verschrottung transportiert. Die Firma Aerotec übernahm das Flugzeug, welches sich in einem sehr schlechten Zustand befand, und stellte sie dem Museum als Leihgabe zur Verfügung. Zwischenzeitlich ist sie Eigentum des Museumsvereins. Es gelang dem Verein, die 623 wenigstens mit den kompletten Lukenabdeckungen zu versehen. Gleichzeitig wurde der Tarnanstrich entfernt, um dem Flugzeug wieder sein ursprüngliches silbermetallenes Aussehen zu geben. Weitere Konservierungsarbeiten sowie eine Wiederherstellung der Kabine sollen folgen.

Die MiG-21F-13 „623“ bei der Landung während ihrer Zeit in der AFS – Im Vordergrund gut sichtbar die Kanone NR-30.

Stationen einer Aufarbeitung