Das Jagdflugzeug Mikojan / Gurewitsch MiG-21 Natocode FISHBED
Allgemeiner technischer Aufbau der MiG-21
Ausgangspunkt der Entwicklung, die 1954 begann, war die Forderung nach einem Überschalljäger für den Frontbereich, der unkompliziert zu fertigen sein sollte. Dazu sollte das Flugzeug einen Hochgeschwindigkeitsflügel, ein leichtes aber schubstarkes Triebwerk sowie Raketenbewaffnung erhalten.
In der Grundauslegung ist die MiG-21 ein einsitziges Abfangjagdflugzeug mit Deltatragflächen (57° Vorderkantenpfeilung) und einem Nachbrenner-Triebwerk. Das Triebwerk wurde über ein regelbares Lufteingangsteil versorgt.
Als Triebwerk wurde ein Zweiwellen-Einstrom-Strahltriebwerk mit Nachbrenner aus dem Konstruktionsbüro Tumanski verwendet. Zum Einsatz kamen mehrere Modifikationen des R-11, das R-13 (ab der MF) und zuletzt das R-25 (MiG-21bis). Ab der Version SPS war der Einsatz von zwei Feststoffraketentriebwerken SPRD zur erheblichen Verkürzung der Startstrecke möglich. Ebenfalls ab dieser Version wurde ein System zur Beeinflussung der Grenzschicht eingeführt (SPS-System), bei welchem heiße Triebwerksluft aus dem Bereich der Brennkammer über den Landeklappen ausgeblasen wurde. Der damit mögliche Landeklappenausschlag von 45° senkte die Landegeschwindigkeit um ca. 20 km/h und verkürzte somit auch die Ausrollstrecke.
Die Längs- und die Quersteuerung sind mit hydraulischen Kraftverstärkern ausgestattet, für die Querruder je ein BU-45, für das Höhenruder ein BU-51 bzw. ab der M bzw. UM ein BU-210. Das Höhenruder ist als Pendelhöhenruder (rus. Stabilisator) ausgelegt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 2,05 Mach.
Das hydraulisch betätigte Fahrwerk fährt die Federbeine des Hauptfahrwerks in die Tragflächen, sowie die Räder, welche durch einen Radwendemechanismus um fast 90 Grad seitlich in den Rumpf eingeschwenkt werden, wo sie eine etwa senkrechte Position einnehmen. Das Bugfahrwerk wird entgegen der Flugrichtung eingezogen. Ein Notausfahren des Fahrwerkes mit Druckluft ist möglich. Das geringe Gewicht der MiG-21 in Verbindung mit einem robusten Fahrwerk und dem Luftdruck von nur 10 at in den Reifen ließen Starts und Landungen auf Rasenbahnen bzw. auf gewalztem Schnee zu. Zur Verkürzung der Landerollstrecke stand ein Bremsschirm zur Verfügung.
Hydraulisch betätigt werden auch die Landeklappen und die Bremsklappen (Luftbremsen) sowie das regelbare Lufteingangsteil, die Antipompageklappen und die regelbare Schubdüse.
Über Druckluft wurden auch das Werfen des Bremsschirms, das Bremsen der Räder einschließlich das Kurvenrollen, die Enteisung der Frontscheibe mittels Alkohol, die Belüftung der Funkstation und das Abwerfen der Starthilfsraketen realisiert.
Als Funkausrüstung besaßen alle Versionen der MiG-21 eine UKW-Flugfunkstation (R802, ab M bzw. UM R832), einen Funkkompass ARK-10, einen aktiven Antwortgeber (Transponder) SOD-57M, ein Freund-Feind-Gerät SRZO (F-13 und alle U-Modifikationen ein SRO), einen Funkhöhenmesser RW-UM für Flughöhen bis 600 über Grund (außer MiG-21U) sowie einen Markierungsfunkempfänger MRP für den Landeanflug.
Die Funkmessausrüstung ist mehrfach geändert worden. Die F-13 und alle Schulmaschinen hatten nur einen Funkentfernungsmesser SRD, welcher mit dem Visier ASP-5 zusammenarbeitete. Der Einsatz der F-13 war daher nur unter einfachen Wetterbedingungen möglich. Ab der MiG-21PF stand mit dem RP-21 ein Funkmessvisier mit 20 km Reichweite im Übersichtsbetrieb und 10 km Reichweite im Zielbetrieb zur Verfügung. Das RP-21 wurde schon nach kurzer Zeit gegen das RP-21M ausgetauscht. Daraus resultiert auch eine Unkorrektheit in der Bezeichnung der MiG-21 in der NVA: Alle Erz. 76 hießen jetzt PFM. Der Hersteller hatte die Bezeichnung PFM aber für den Nachfolger Erz. 94 vorgesehen, genauer PFM-SPS. Die Erz. 94 erhielten daher in der NVA die die Bezeichnung MiG-21SPS.
Die MiG-21bis wurde mit dem Funkmessvisier RP-22, welches 30 km Übersichtsbetrieb ermöglichte, ausgerüstet.
Die Stromversorgung bestand aus einem 28,5-V-Gleichspannungsnetz (Generator GSR-12000WT – 12 kW – und Bordakku als Reserve), einem Einphasenwechselspannungsnetz mit einer Betriebsspannung von 115 V bei einer Frequenz von 400 Hz (Generator SGO-8 – nur bei Kampfmaschinen- bzw. Umformer PO-750 und PO-1500) und einem Dreiphasenwechselspannungsnetz (36 V, 400 Hz, über Umformer PT-500, PT-125 und PAG-1F). Alle Kampfmaschinen konnten autonom, nur mit Bordakkus, das Triebwerk anlassen.
Die Triebwerksüberwachungsgeräte umfassten den Komplex ITE zur Anzeige der Drehzahl, die Temperaturüberwachungsanlage TWG-1, die Schmierstoffüberwachungsanlage DIM-8, die Brandsignalisation IS-5, die Hydraulikdruck-Überwachungsanlage 2ÄDMM-250A sowie den Kraftstoffdurchflußmengenmesser-Komplex RTS-16A-4.
Die Navigationsausrüstung bestand neben der Borduhr und den üblichen Dosengeräten für Höhe und Geschwindigkeit aus Machmeter, Variometer, Wendezeiger, dem künstlichen Horizont und dem Kreiselkompass.
Als Flugregler kam in den ersten Versionen die Anlage KAP-2 zum Einsatz. Sie gewährleistete die Stabilisierung bzw. die Rückführung des Flugzeuges um die Längsachse, dass heißt sie wirkte nur auf die Querruder. Ab der M bzw. UM kam der Autopilot AP-155 zum Einsatz, welcher auf die Höhen-, Kurs- und Quersteuerung wirkte.
Das Lebenserhaltungssystem besteht aus einer Druckkabine, einem Höhenschutzanzug mit Helm, der Sauerstoffversorgungsanlage KP-52 , einem Ventilationsanzug WKK 4P und einem Überlastanzug WKK6 bzw. einer Überlasthose PPK-1. Die Anzüge wurden entsprechend der Flugaufgabe ausgewählt.
Das Rettungssystem besteht aus dem Dachabwurfsystem , dem Katapultsitz und dem Schirmsystem, sowie aus einem Notversorgungspaket mit Notfunkstation. Näheres zu dem Rettungssystem finden Sie bei den einzelnen Versionen.
Als Bewaffnung war bei allen Versionen der Einsatz von Infrarotzielsuchraketen R-3S später auch R-3M, ungelenkten Raketen S-5 (57 mm) in Abschussblöcken UB-16 bzw. UB-32 und Bomben (bis 500 kg) möglich. Alle Kampfmaschinen mit einem Funkmessvisier konnten auch leitstrahlgelenkte Raketen (RS-2US) einsetzen. Die Flugzeuge der 1. und 2. Generation und die Schulflugzeuge hatten an jedem Tragflügel ein Flächenhauptträger. Die Versionen M, MF und bis besaßen an jedem Tragflügel zwei Flächenhauptträger, wobei der äußere statt einer Waffenlast auch einen 500 Liter fassenden Kraftstoffzusatzbehälter aufnehmen konnte. Die maximale Außenlast an den Flügelstationen betrug 1000 kg bzw. 2000 kg ab der M.
Die MiG-21bis konnte auch mit der R-3R, einer Rakete mit halbaktivem Radarlenksystem ausgerüstet werden. Weiterhin stand ab den 1980er-Jahren mit der R-60M eine Rakete speziell für den Einsatz im Nahbereich (ab 300 m bis max. 12 km) zur Verfügung. Es gab Versuche, diese Rakete ab der MiG-21SPS auch an Doppelträgern einzusetzen.
Der Einsatz der Kanonenbewaffnung an der MiG-21 spiegelt besonders deutlich den Wandel militärpolitischer und militärtechnischer Auffassungen wieder. Die 1. Generation war eingedenk der guten Erfahrungen mit starken Kanonen im Korea-Krieg mit einer NR-30-Kanone (30 mm) ausgestattet (ursprünglich sogar 2 NR-30 in der MiG-21F). In der 2. Generation wurde mit der Verfügbarkeit von Raketen und Funkmessvisier eine Kanone für überflüssig erachtet (MiG-21PFM, SPS). Der Feind sollte in großen Höhen und auf Distanz bekämpft werden. Die Praxis lehrte jedoch, dass es auch im Raketenzeitalter Luftkämpfe auf kurzer Entfernung in mittleren Höhen zu bestehen gibt. Daher wurde die Doppelrohrkanone GScha-23 (23 mm) für die MiG-21 entwickelt bzw. bereitgestellt. Zuerst war sie als Nachrüstsatz in einer Kanonengondel, welche unter dem Rumpf an Stelle des Kraftstoffzusatzbehälters montiert wurde, für die MiG-21SPSK verfügbar. Für den Einsatz der Kanone stand aber nur das PKI – ein sehr einfaches optisches Visier zur Verfügung. Ab der M war die gleich Kanone wieder im Rumpfunterteil hinter dem Bugfahrwerk fest installiert. Der Gurt mit 200 Granaten wurde hinter der Kabine rund um den Rumpf lang geführt. Für den Einsatz der Kanone gab es auch wieder einen optischen Visierkomplex ASP-5ND.
Für alle Schulmaschinen war eine MG-Gondel mit einem A-12,7-mm-MG verfügbar, welches aber in der NVA nie eingesetzt wurde.
Vom Einsatzkonzept blieb die MiG-21 in der NVA immer ein Abfangjagdflugzeug mit geringer Reichweite. Der Einsatz war an die Leitung von einer Bodenstation gebunden, welche das Flugzeug in die hintere Halbsphäre des Gegners bis auf eine Entfernung von max. 20 km führte. In der Zweitverwendung wurde der Einsatz der MiG-21 zur Unterstützung der Bodentruppen geübt. Die verfügbare Bewaffnung, die ungelenkte Raketen S-5 (57 mm) in Abschussblöcken UB-16 bzw. UB-32 sowie Bomben bis max. 500 kg an 2 bzw. 4 Aufhängungen war aber relativ schwach.