Das Strahltriebwerk Klimow WK-1

Das Triebwerk WK-1, welches insbesondere als Antrieb der MiG-17, aber auch andere Flugzeuge der UdSSR der 1950er-Jahre zu Ruhm gelangte, hat eine interessante Geschichte.

In den Jahren 1946/47 wurde durch die UdSSR die beiden Radialtriebwerk Rolls-Royce „Derwent“ (30 Stück) mit 16 kN Schub und „Nene“
(25 Stück) mit 22 kN Schub gekauft. Gleichzeitig wurde der Nachbau des „Derwent“ unter der Bezeichnung RD-500 sowie der Nachbau des „Nene“ unter der Bezeichnung RD-45 aufgenommen. Für die Vorbereitung der Serienproduktion zeichnetet das Konstruktionsbüro Klimow verantwortlich, welches bis dahin u. a. die V12-Flugmotoren WK-105 (772 kW), WK-105PF (912 kW), WK-107 (1214 kW) und WK-108 (1361 kW) für die Jagdflugzeuge von Jakowlew und den Bomber Pe-2 entwickelt hatte.

Der Ankauf der Radialtriebwerke war insbesondere unter den Bedingungen des Überganges von Kolbenmotor- zu Strahlflugzeugen sinnvoll. Radialtriebwerke zeichnen sich durch eine einfachere Konstruktion, höhere Betriebssicherheit und einfache Wartung aus. Insbesondere gegen Fremdkörper sind sie wesentlich unempfindlicher als Triebwerke mit Axialverdichter. Nachteilig ist ihr konzeptbedingt begrenztes Entwicklungspotential, da mehrstufige Radialverdichter und damit hohe Brennkammerdrücke nicht realisierbar sind. Da in der UdSSR während des Krieges im Prinzip nicht an Strahltriebwerken gearbeitet wurde und die deutschen Beutetriebwerke alle Axialtriebwerke waren, war man sehr an der Übernahme von britischem Know how für die Radialtriebwerke interessiert.

Das RD-45 diente u. a. als Antrieb für die MiG-15 und die Il-28. Dabei kamen auch die Modifikationen RD-45A und RD-45FA sowie RD-45F zum Einsatz.

Ab 1949 stand das von Klimow durch innere Umkonstruktion entwickelte und leistungsstärkere Triebwerk WK-1 bereit. Es leistete jetzt 27 kN Schub. Zum Einsatz kam es zuerst in der MiG-15bis. In der Ausführung WK-1A diente es der MiG-17 und der Il-28 zum Antrieb.

Aus dem WK-1 wurde mit dem WK-1F auch ein Nachbrennertriebwerk (33,8 kN mit NB) abgeleitet, welches bei der MiG-17F und der MiG-17PF zum Einsatz kam.

In der UdSSR sind ca. 20.000 WK-1 produziert worden. Aber auch in Polen, der CSSR (1952-1962 insgesamt 5094 WALTER M05 (RD-45) und WALTER M06 (WK-1)) und in China wurde das WK-1 hergestellt.

Konstruktiver Aufbau:

Einwellen-TW mit

  • einstufigem Radialverdichter bei zweiflutigem Lufteintritt
  • Rohrbrennkammer, bestehend aus 9 Rohren, Anlasselemente im Rohr 3
    und 8
  • einstufige ungekühlte Axialturbine.
Technische DatenRD-45WK-1AWK-1F
Schub
ohne NB:
mit NB:

22 kN

26,5 kN

27 kN
33,8 kN
Luftdurchsatz48 kg/s
Verdichtung4,4
max. Drehzahl12.300 1/min11.560 1/min11.580 1/min
Masse808 kg872 kg990 kg
Kraftstoffverbrauch
ohne NB:
mit NB:

115 kg/kNh
200 kg/kNh
Masse-Schub-Verhältnis37 kg/kN33 kg/kN29 kg/kN
Schub-Stirnflächen-Verhältnis26 kN/m²

Leihgabe:

Auch nach dem Ausmustern der MiG-17 und der Il-28 waren in der NVA noch WK-1-Triebwerke im Einsatz. Alle Flugplätze besaßen Eisabtaugeräte (EAG) um die Flugbetriebsflächen eisfrei, trocken und frei von Fremdkörpern zu halten. Dabei wurden WK-1 mit einer Breitstrahldüse ausgestattet und auf einem eigenen Fahrgestell vor einem LKW montiert. Zum Einsatz kamen in der Regel G-5-Tankwagen, aber auch der Einsatz eines KrAZ-255 mit einem Tank auf der Ladefläche ist dokumentiert.

Einsatz des Triebwerks WK-1 in der Braunkohle

Aber auch in der Energiewirtschaft der DDR kamen WK-1-Triebwerke zum Einsatz. So wurde im Januar 1979 (das war der berüchtigte Winter, in welchem die Energieversorgung zusammenbrach) innerhalb von 36 Stunden ein WK-1F von den Triebwerkern der OHS Kamenz und 2 Offizieren (E-Spez) des JBG-37 an die Ackerschiene eines K-700-Traktors montiert und in Betrieb genommen. Die Arbeiten erfolgten in Laubusch, in einem Instandsetzungsbereich des BKK Knappenrode. Zur Bedienung des TW wurde in der Fahrerkabine der Beifahrersitz um 180° gedreht und die notwendigen TW-Überwachungsgeräte eingebaut. Der Kraftstoff kam aus einem 900-l-Tank, welcher über der hinteren Achse des K-700 lag. Nach einer kurzen Einweisung wurden 3 Offiziersschüler des letzten Semesters (darunter der Autor dieser Zeilen) mit dem K-700, einen Maschinisten des BKK als Fahrer und dem am K-700 hängenden WK-1 für drei Wochen in den Tagebau Nochten beordert. 

Dies ist leider mein einziges Foto des K-700 (hintere Achse mit 900-l-Tank) und montiertem Triebwerk WK-1F

Dort erfolgte der Einsatz an allen wichtigen und weniger wichtigen Punkten zu Erprobung der technischen Möglichkeiten. Leider war die Logistik nicht so optimal. Die 900 l Kerosin reichten gerade für 30 min Laufzeit. Anschließend musste der Tank mit Hilfe einer handbetriebenen Doppelkolbenpumpe (Modell „Kleingärtner“) aus einem Tankanhänger wieder gefüllt werden. Das dauert ca. 45 min. Trotzdem war der Einsatz im Tagebau ein unvergessliches Erlebnis.

Das WK-1 im Dienste der Feuerwehr

Das wahrscheinlich einzige heute noch in Deutschland genutzte WK-1 steht im Dienste der Werkfeuerwehr der Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG) in Schwarze Pumpe bei Spremberg. Ursprünglich wurden für den Feuerlöscheinsatz in der DDR-Chemieindustrie zwei Anlagen mit WK-1F auf Basisfahrzeug IFA W50 (Kranversion) gebaut und mit Erfolg erprobt. Eine dieser Anlagen ist noch heute, aber umgerüstet auf ein Basisfahrzeug der Marke MAN, bei der LAUBAG im aktiven Dienst.

Anlage auf Basis W50 in Aktion

Fotos Feuerwehr LAUBAG

auf MAN in Transportlage

Die Werksfeuerwehr – 2016 noch als Vattenfall – war Gast unseres Museumsfest
am 21. Mai 2016.